Es ist nur wenige Monate her, da eilte Deutschland noch von Beschäftigungsrekord zu Beschäftigungsrekord und der Mangel an Fachkräften galt in den meisten Unternehmen als das größte Geschäftsrisiko. Darauf lag auch der Fokus von HR.
Und dann kam der Corona-Virus.
Innerhalb weniger Tage änderten sich die Gewissheiten und Prioritäten, die im letzten Jahrzehnt noch galten. Nun ist für HR die kurzfristige Krisenbewältigung die Top-Priorität.
Und HR wird noch lange im Krisenmodus bleiben. Jetzt zeigt sich immer mehr, dass die Pandemie mit ihren wirtschaftlich desaströsen Folgen noch Monate andauern wird. Wo Einnahmen wegbrechen, müssen Kosten eingespart werden.
Auch von HR wird erwartet, dass über inkrementellen Optimierungen hinaus ein signifikanter Beitrag zur Verbesserung der eigenen Kostenstrukturen geleistet wird. Die HR-Budgets werden in den meisten Unternehmen deutlich schrumpfen und die alten Schwerpunktsetzungen gelten damit nicht mehr.
Es wird so kommen: HR besinnt sich auf seine Kernthemen.
Was nicht zwingend notwendig ist oder in wenigen Wochen unmittelbar zur Verbesserung der Finanzsituation führt, wird nun oftmals zurückgestellt. Teure Imagekampagnen und ‑veranstaltungen passen nicht mehr in die Zeit.
Doch ein genereller Stopp von Investitionen birgt Gefahren in sich: Gewonnenes wird wieder verspielt, die Chancen der Krise werden nicht genutzt.
Zu den ersten Streichposten zählen erfahrungsgemäß Ausgaben im Training und in der Talent Acquisition. Hier sind bedeutende Einsparungen schnell umsetzbar, während die positive Wirkung von Investitionen, z. B. im Talent Management, oftmals zeitverzögert, indirekt und in ihrer Stärke nur schwer vorhersehbar bleibt. Es gilt daher die vorhandenen Personalressourcen und günstige Kommunikationskanäle (Social Media, Webinare etc.) klug zu nutzen, um in der Phase der Unsicherheit die Identifizierung von Key Talents und das Talent Relationship Management aufrechtzuerhalten oder sogar auszubauen.
Und es gibt sie auch, die Chancen der Krise für HR: Richtig angefangen kann selbst ein Kostentransformationsprojekt ein Sprung in die Zukunft bedeuten – und zwar dann, wenn aufgrund des unternehmensweit deutlich gespürten Veränderungsdrucks „Alte Zöpfe“ abgeschnitten, Unternehmensprozesse und –richtlinien verschlankt und die Digitalisierung vorangetrieben werden können (Stichworte Lean Management, Robotic Process Automation, Digitale Signaturen, Work-from-Anywhere etc.).
Gerade jetzt muss sich HR mit einer klaren Vision für die Zukunft vor Augen für solche fokussierten Investitionen einsetzen. Denn sie sorgen nicht nur schnell für eine bessere Kostenstruktur von HR, sondern auch über die Reduzierung der administrativen Arbeitsanteile und einer besseren Employee Experience für eine zeitgerechte, zukunftssichere Ausrichtung der Personalorganisation.
Robert Schindler / www.newmodelhr.com